IM WANDEL ORIENTIERUNG GEBEN
Der ehemalige Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft im Werra-Meißner-Kreis, Jürgen Germroth, portraitierte die Lage wie folgt:
"Keine Frage, die Lage ist alles andere als rosig. Auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung kämpft der Landkreis Werra-Meißner mit den Strukturschwächen, die ihm aus der deutsch-deutschen Teilung erwachsen sind. Hoffnungslos also das Unterfangen, dort erfolgreich ein Handwerksunternehmen führen zu wollen? Keineswegs, sagt Jürgen Germroth. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft (KH) Werra-Meißner gehört zusammen mit seinen Mitarbeitern zu denen, die sich engagieren, damit Betriebe trotz aller Widrigkeiten erfolgreich wirtschaften können."
Aufgaben und Zielsetzungen der Kreishandwerkerschaft
Die Kreishandwerkerschaft setzt zum Beispiel verstärkt auf den Einsatz neuer Kommunikationstechniken. Nicht nur dort gilt es sich veränderten Strukturen anzupassen. Die KH WM begreift den Wandel in Wirtschaft und Technik als „einen ständigen Fluss, einen ständigen Wechsel.“ Da ist es Aufgabe, Klarheit und Orientierung zu schaffen, für die Betriebe wie auch für seine Mitarbeiter.
Die Arbeit der KH ist selbstverständlich nicht nur von den hauptamtlichen Mitarbeitern getragen, sondern auch das Ehrenamt leistet seinen erheblichen Beitrag. Oftmals trifft man sich außer der Reihe, nimmt sich Zeit für strategische Überlegungen; legt den Kurs der Innungen und der KH fest. Rund 550 Mitgliedsbetriebe betreut die Kreishandwerkerschaft derzeit im Werra-Meißner-Kreis.
Um die Belange der 11 Innungen und andere angeschlossene Organisationen, kümmern sich, neben dem jetzigen Geschäftsführer Stephan Schenker drei Vollzeitkräfte und eine Teilzeitkraft.
Die Nachwuchswerbung ist eine feste Größe in der Arbeit der KH. So wurden für Schüler Bewerbungsmappen erarbeitet, mit deren Hilfe die angehenden Auszubildenden Zusatzleistungen dokumentieren können. Für die Betriebe und Innungen gibt es Hilfestellungen bei Vorgesprächen und Eignungstest. Und natürlich akquiriert die KH auch aktiv Ausbildungsplätze.
All diese Aktivitäten starten jedes Frühjahr und werden seit langem von einer Lehrstellenbörse im Internet abgerundet. Selbstverständlich sind Kontakte zum Kreis, zu Schulen und der Arbeitsverwaltung. Kontakte, die die KH dazu nutzt, das Thema Ausbildung zu politisieren, um zum Beispiel auf den Zusammenhang von Auftragsvergabe oder Kaufentscheidung und Ausbildungsleistung hinzuweisen.
Eine enge Zusammenarbeit mit den Ehrenamtsträger ist unbedingt notwendig und gewollt.
Werra-Meißner-Kreis - ein Gebiet wächst zusammen
Standort der Kreishandwerkerschaft ist Eschwege, Haus und Grundstück gehören dem Handwerk seit 1954. 1975 erfolgte die Fusion der Kreishandwerkerschaften Witzenhausen und Eschwege. Im Ergebnis verfügte die KH über zwei Geschäftsstellen, besaß neben dem Gebäude in Eschwege auch eins in Witzenhausen.
Die Gebietsreform ist eine Frage der Generationen, also ein Thema von nachlassender Brisanz. Dennoch weiß man um die Befindlichkeiten, berücksichtigt sie. Beide Teilkreise sind gleichermaßen in der KH vertreten, Veranstaltungen finden im ganzen Kreis statt, „egal ob in Witzenhausen, Eschwege oder Hessisch Lichtenau“. Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle denken und handeln kreisweit. Altkreisgedanken sind nicht vorhanden.
Das Haus in Witzenhausen musste allerdings in den 90er Jahren wegen hoher Unterhaltungskosten verkauft werden, die Geschäftsstelle wurde geschlossen. Die modernen Kommunikationsmittel ermöglichen es der KH, den Betrieben ihre Dienstleistungen dennoch direkt und aktuell anzubieten. Dabei ersetzen die virtuellen Kontakte aber nicht die Beratung und Betreuung vor Ort. Ganz wichtig ist, dass sich die Mitglieder nicht allein gelassen fühlen, immer einen Ansprechpartner haben.
Die Kreishandwerkerschaft - Dienstleister für die Mitglieder
Was die tagtägliche Arbeit anbelangt, ist die Hauptprämisse der KH: Umfangreiche und vielfältige Dienstleistungen anzubieten und dabei besser zu sein, als andere Wettbewerber am Markt. Schwerpunkt der Arbeit ist die Beratung und Betreuung der Betriebe, hauptsächlich in den Bereichen Arbeitsrecht, Betriebswertigkeiten und Rechtsberatung.
Deutlich gestiegen ist die Nachfrage nach finanztechnischer Beratung. Auch den Inkassodienst der KH nehmen die Betriebe immer öfter in Anspruch, was nicht zuletzt am guten Ruf liegt, den sich die KH erarbeitet hat. Die Inkassostelle genießt große Anerkennung im gesamten Landkreis. Grundlage der Arbeit sind Auskünfte über Lieferanten und Kunden. Der Hauptschwerpunkt liegt jedoch bei der Stärkung der Liquidität der Mitgliedsbetriebe, in dem deren offene Kunden-Rechnungen durch rechtliche Maßnahmen zu Geld gemacht werden. Weitere Themen, die viele Handwerksmeister bewegen, sind der Schutz vor Betrug und Schwarzarbeit. Auch auf diesen Gebieten ist die KH aktiv.
Für alle Versorgungsfragen von Inhabern und Mitarbeitern ist das bei der Kreishandwerkerschaft angesiedelte Versorgungswerk des norhess. Handwerks e. V. zuständig. Im Angebot sind Lebens- und Unfallversicherungen, Rechtsschutz- und Kfz-Versicherungen. Zeitnahe und günstige Versorgung über geschlossene Rahmenverträge sind ein einzigartiger Vorteil, der das Versorgungswerk an die Spitze der handwerklichen nordhessischen Versorgungswerke gebracht hat.
Ein weiteres Aufgabengebiet besteht in der Geschäftsführung des Ausbildungszentrums der Bauwirtschaft für den Werra-Meißner-Kreis im Werra-Meißner-Kreis. Die eigenständige Einrichtung, angesiedelt in Eschwege, betreut die Auszubildenden im Bauhauptgewerbe. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Erwachsenenbildung im Bauhandwerk.
Natürlich darf der IT-Bereich bei den Dienstleistungen der KH nicht fehlen. Zum EDV-Angebot gehört die Anmeldung und Gestaltung von Internetseiten, sowie die Beratung und Einweisung in das Arbeiten mit dem PC, sowohl im Betrieb als auch in Seminaren. Ein großer Vorteil ist, dass die KH diese Leistungen kostengünstig und neutral anbieten kann. Das Beratungspaket umfasst die Hard- wie Software und reicht von der Hilfe vor Ort, inklusive Hotline, bis zum Aufbau kleinerer Netzwerke. Ein eigener EDV-Raum stützt die Aktivitäten in breiter Weise.
Das Angebot ist niederschwellig und deshalb viel gefragt, holt es doch die Betriebe da ab, wo sie stehen. Es umfasst Lehrgänge, die sich ebenso mit einzelnen Programmen als auch mit dem Internet beschäftigen. Für die Güte des EDV-Angebots spricht, dass es auch andere Kreishandwerkerschaften in Anspruch nehmen.
Das Spektrum des Fort- und Weiterbildungsangebots ist aber weit umfassender. Auf der Agenda stehen beispielsweise Seminare zur VOB, zur Betriebsführung, zum Arbeitsrecht, zum Umgang mit Banken, aber auch zu aktuellen Themen wie Rating, Schwarzarbeit und Photovoltaik.
Regionale und überregionale Vernetzung
Selbstverständlich ist die KH auch regional eingebunden, beispielsweise in die Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die Werbegemeinschaft Eschwege und die Initiative Stadtmarketing, deren Geschäfte sie führt. Basis der Zusammenarbeit ist die Möglichkeit zur Einflussnahme im Sinne der Mitgliedsbetriebe, Interessenvertretung also. „Ziel ist, das Handwerk in der öffentlichen Wahrnehmung auf dem gleichen Rang zu positionieren wie andere Wirtschaftsbereiche.“ Im Ergebnis hat sich der Einfluss des Handwerks etabliert, ist die KH als Ansprechpartner präsent. Dazu setzt die KH nicht zuletzt auch auf eine starke Öffentlichkeitsarbeit.